Der Kuttenberger Kodex
Diese Quelle unterscheidet sich von den vorhergehenden. Sie ist etwa einhundert Jahre jünger und beinhaltet Messordinarien, die im Stil der späten Renaissancepolyphonie komponiert wurden. Diese Quelle befindet sich unter Sign. AZ 33 in den Sammlungen des Tschechischen Museums für Musik. Sie beinhaltet 261 Blätter und hat die Abmaße 57,5 x 43,5 x 8 cm. Gebunden ist sie in Pappdeckeln, die mit braunem Leder bezogen sind. Der Einband ist der späten Renaissance zuzuordnen [1, 2].
Anhand der Wasserzeichen wurde der Zeitpunkt der Entstehung des Papiers auf den Zeitraum von 1568-1590 festgelegt. Die Handschrift selbst entstand möglicherweise nach und nach in den siebziger bis neunziger Jahren des 16. Jahrhunderts und wurde von 2 Schreibern in weißer Mensuralnotation aufgezeichnet.
Die Quelle enthält 11 komplette katholische Messordinarien in Form eines Chorbuches. In dieser Hinsicht handelt es sich um eine in Böhmen einzigartige Quelle. Die Messen sind mit Hilfe der Parodietechnik geschrieben (unter Verwendung einer anderen, bereits existierenden Komposition – aus der eigenen Feder oder auch von einem fremden Autor), was für Kompositionen aus dieser Zeit durchaus üblich war.
Die folgende Tabelle enthält ein Verzeichnis der Kompositionen:
(Die Niederschriften der ersten beiden Messen geben an, dass der Komponist unbekannt ist, jedoch anhand übereinstimmender Quellen wurde als ihr Autor Phillipe de Monte bestimmt.)
Schreiberhand A - Blatt 1 v
(Ph. de Monte: Missa Septimi toni)
Schreiberhand B - Blatt 155v
(G. Flori: Missa super Ecco ch´io lass´il core)
Das Problem der Provenienz der Quelle:
Eine Inschrift auf der ersten Seite enthält Angaben über die Lokalisierung und den Donator (was bei musikalischen Quellen der damaligen Zeit nicht häufig war). In der rechten oberen Ecke steht hier in humanistischer Halbkursivschrift ein lateinischer Text folgenden Wortlauts:
"Chori Templi Diui Iacobi Majoris Gutte[n]berga. Ex dono D[omini] Sigismundi Kozel a Rey: sentol. Sacra Casara Majestatis Rei Metallica olim hic Gutte[n]berga prafecti, et postea ejusdem Reipublica Gutte[n]bergensis Primatis"
was in der Übersetzung bedeutet:
"Dem Chor der Kirche des heiligen Jakobs des Größeren in Kuttenberg. Gewidmet von Herrn Siegmund Kozel aus Rie- senthal, Schultheiß der heiligen kaiserlichen Hoheit in Kuttenberg und dann auch Bürgermeister"
Siegmund Kozel aus Riesenthal (1548 - 1598), ein wohlhabender Angehöriger der Stadtelite, ist vor allem als Stifter der Schule von St. Jakob bekannt. Welche Rolle er jedoch bei der Erlangung dieser Quelle spielte und wie diese nach Kuttenberg gelangte, bleibt unklar und ist Gegenstand weiterer Forschungen [1, 2].
- Briquet č. 2122 (Augsburg 1568, Graz 1568, Praha 1572-1581, Vídeň (Augsburg) 1576), fol. 1-154
- Briquet č. 1245 (Praha 1577-1594, Hannover 1583), fol. 155-255
- Briquet č. 12463 (Praha 1560-86, Morava 1585), fol. 256-261
Anhand der Wasserzeichen wurde der Zeitpunkt der Entstehung des Papiers auf den Zeitraum von 1568-1590 festgelegt. Die Handschrift selbst entstand möglicherweise nach und nach in den siebziger bis neunziger Jahren des 16. Jahrhunderts und wurde von 2 Schreibern in weißer Mensuralnotation aufgezeichnet.
Die Quelle enthält 11 komplette katholische Messordinarien in Form eines Chorbuches. In dieser Hinsicht handelt es sich um eine in Böhmen einzigartige Quelle. Die Messen sind mit Hilfe der Parodietechnik geschrieben (unter Verwendung einer anderen, bereits existierenden Komposition – aus der eigenen Feder oder auch von einem fremden Autor), was für Kompositionen aus dieser Zeit durchaus üblich war.
Die folgende Tabelle enthält ein Verzeichnis der Kompositionen:
Folio | Autor | Komposition | Stimmen | Vorlage |
1v-23r | Philippe de Monte | Missa quinque vocum | 5 | |
24v-48r | Philippe de Monte | Missa super Cara la vita mia | 6 | G. de Wert: Cara la vita mia |
49v-67r | Charles Luython | Missa super Filiae Hierusalem | 6 | Ph. de Monte: Filia Hierusalem |
68v-86r | Philip Schöndorff | Missa super La dolce vista | 6 | Ph. de Monte: La dolce vista |
87v-119r | Giorgio Flori | Missa super Ung jour l´amant | 8 | O. di Lasso: Ung jour l´amant |
120v-154r | Philippe de Monte | Missa Confitebor tibi Domine | 8 | O. di Lasso: Confitebor tibi Domine |
155v-176r | Giorgio Flori | Missa super Ecco ch´io lass´il core | 6 | anon.: Ecco ch´io lass´il core |
176v-195r | Philippe de Monte | Missa sine nomine | 6 | |
195v-210r | Philipp Schöndorff | Missa Usquequo Domine | 6 | Ph. de Monte: Usquequo Domine |
210v-237r | Jacob Regnart | Missa super Poi che´l mio largo pianto | 6 | Ph. de Monte: Poi che´l mio largo pianto |
237v-261r | Giulio Belli | Missa super Tanto tempore vobiscum sum | 8 | G. Belli: Tanto tempore vobiscum sum |
(Die Niederschriften der ersten beiden Messen geben an, dass der Komponist unbekannt ist, jedoch anhand übereinstimmender Quellen wurde als ihr Autor Phillipe de Monte bestimmt.)
Schreiberhand A - Blatt 1 v
(Ph. de Monte: Missa Septimi toni)
Schreiberhand B - Blatt 155v
(G. Flori: Missa super Ecco ch´io lass´il core)
Eine Inschrift auf der ersten Seite enthält Angaben über die Lokalisierung und den Donator (was bei musikalischen Quellen der damaligen Zeit nicht häufig war). In der rechten oberen Ecke steht hier in humanistischer Halbkursivschrift ein lateinischer Text folgenden Wortlauts:
"Chori Templi Diui Iacobi Majoris Gutte[n]berga. Ex dono D[omini] Sigismundi Kozel a Rey: sentol. Sacra Casara Majestatis Rei Metallica olim hic Gutte[n]berga prafecti, et postea ejusdem Reipublica Gutte[n]bergensis Primatis"
was in der Übersetzung bedeutet:
"Dem Chor der Kirche des heiligen Jakobs des Größeren in Kuttenberg. Gewidmet von Herrn Siegmund Kozel aus Rie- senthal, Schultheiß der heiligen kaiserlichen Hoheit in Kuttenberg und dann auch Bürgermeister"
Siegmund Kozel aus Riesenthal (1548 - 1598), ein wohlhabender Angehöriger der Stadtelite, ist vor allem als Stifter der Schule von St. Jakob bekannt. Welche Rolle er jedoch bei der Erlangung dieser Quelle spielte und wie diese nach Kuttenberg gelangte, bleibt unklar und ist Gegenstand weiterer Forschungen [1, 2].
CANTICA 2006. Kontakt: kafka@email.cz